Interview des Reckendorf im Blick mit Bürgermeister Manfred Deinlein

Veröffentlicht am 08.02.2016 in Kommunalpolitik

RIB : Guten Morgen Herr Bürgermeister, zur Zeit geht es wieder um eine Umgehungsstraße für Reckendorf. Diese sollte in den Vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplan. Wie stehen Sie dazu ?

Für die Fortentwicklung unseres Dorfes ist eine Verlagerung der Bundesstraße aus dem Ortskern aus mehreren Gründen unbedingt notwendig:

Beide Gehsteige entlang der Hauptstraße sind an etlichen Stellen so schmal, dass sie mit Rollator und Kinderwagen nicht passiert werden können. Angesichts des demographischen Wandels ist dies eine Katastrophe. Wenn wir die ältere Generation im Dorf, zuhause behalten wollen, müssen wir hier unbedingt Abhilfe schaffen. Dies können wir nicht, solange die Bundesstraße unser Dorf zerschneidet; denn diese benötigt zwingend vorgeschriebene Fahrbahnbreiten. Maßstab für die Bundesstraße ist die Leichtigkeit des Verkehrs. Auf Dorf und Bevölkerung achtet die Bundesverkehrsplanung nur nachrangig. Für die Leichtigkeit des Verkehrs sind bestimmte Fahrbahnbreiten notwendig. Durch Reckendorf ist die Bundesstraße schon jetzt an den Engstellen zu schmal. Eine noch stärkere Einengung der Fahrbahn geht nicht. Zumal ja das Bundesverkehrsministerium unbedingt noch größere und noch längere Laster, diese Gigaliner, zulassen will. Also werden wir die Gehsteige erst menschengerecht verbreitern können, wenn der Verkehr draußen ist. Dafür brauchen wir die Umgehung.

 

Auch kann unsere Dorfmitte ihre Funktion als Dorfmittelpunkt so nicht erfüllen.

Die Dorfmitte ist wichtig als Begegnungsstätte; hier treffen sich die Menschen, hier sind die zentralen Einrichtungen, hier findet der Markt statt. Dies gilt auch für Reckendorf: hier sind Banken, Kirche, Wirtshäuser.

Unserer Dorfmitte fehlt Aufenthaltsqualität. Eine einladende Gestaltung scheitert einfach daran, dass wir mitten durch Dorf und Dorfplatz das Straßenmonster haben. Hier sind uns die Hände gebunden. Eine Aufwertung unserer Dorfmitte ist dringend nötig. Möglich ist dies erst, wenn wir Zugriff auf die Straße haben. Dies geht erst, wenn der Verkehr draußen ist.

Schließlich zeigen die Menschen ja auch selber, was sie von der Bundesstraße mitten im Dorf halten: Nichts. Die Häuser entlang der Hauptstraße werden eines nach dem anderen unbewohnt. Weil unsere Ortsmitte unattraktiv ist. Und das ist ein ganz schlechtes Zeichen. Der Verkehr, die vielen Laster vernichten die Lebensqualität mitten im Ort.

Dabei sind wir ja nicht untätig. In den vergangenen Jahren wurden sowohl Seitenbachstraße wie auch Bahnhofstraße aufgewertet; wir werden die Fertigstellung der Seitenbachstraße heuer in Angriff nehmen und uns dann dem Gebiet Pfarrgasse widmen. Wir werden dann zwei städtebaulich aufgewertete lebenswerte Straßenzüge haben – durchschnitten von der Bundesstraße. Der Dorfplatz schreit geradezu nach städtebaulicher Maßnahme, nach dorfgerechte, menschenfreundliche Gestaltung. Deshalb müssen wir die Bundesstraße mit ihrem Verkehr aus dem Dorf hinaus verlagern.

RIB : Wie ist der aktuelle Stand in diesem Verfahren?

Im Augenblick warten wir auf den Referentenentwurf des Bundesverkehrsministers. Dieser war ursprünglich für Sommer 2015 vorgesehen, ist dann auf Herbst 2015 und Januar 2016, jetzt auf April 2016 verschoben worden. Der Referentenentwurf wird im Internet veröffentlicht und für alle einsehbar sein. Jeder kann dann dazu Stellung nehmen. Auch die Gemeinde Reckendorf wird dann dazu Stellung nehmen.

Dabei geht es derzeit aber noch immer nicht um irgendwelche Trassen; der Bundesverkehrswegeplan sieht in diesem Stadium keine Trassenentscheidungen vor. Es geht nur um die Bewertung, welche Maßnahme in welchem Zeitraum umgesetzt werden soll. Auch dieser Zeitraum wird aber jetzt nicht festgelegt, sondern letztlich nur eine Art Reihenfolge, welche Maßnahme - Autobahnbau, Fahrbahnverbreiterung, Umgehung, sonstige Maßnahme also - an welcher Straße getroffen werden soll.

Die Frage, welche Trasse irgendwann umgesetzt wird, erst recht mit welchen Lärmschutzmaßnahmen, ist erst Gegenstand der Planungsphase. Soweit sind wir noch lange nicht. Derzeit geht es nur darum, unsere Umgehung in den vordringlichen Bedarf, und zwar technisch sogar in den "Vordringlichen Bedarf Plus", zu bringen.

 

RIB : Welche Wege der Meinungsfindung wird der Gemeinderat gehen ?

Wenn wir in die Planungsphase eintreten, werden wir uns sowohl im Gemeinderat wie mit allen Bürgern die jeweiligen Vor- und Nachteile möglicher Trassenvarianten sehr genau erläutern lassen. Diese Trasse wird ja keine vorübergehende Erscheinung sein, sondern voraussichtlich dauerhaft. Deshalb dürfen wir auch nicht den Verkehr so betrachten, wie er heute ist. 
Der Verkehr wird sich verändern. Das Öl wird zu Ende gehen. Wir werden künftig elektrisch fahren. Die E-Mobilität wird ja schon derzeit angestrebt. Wenn die Umgehung fertig ist, werden vielleicht gar keine Auto mehr mit Benzin und Diesel fahren - jedenfalls nur noch ein Bruchteil davon. Es gibt derzeit Überlegungen, entlang der Autobahnen elektrische Oberleitungen zu verlegen wie an den Bahngleisen. Wir werden dann praktisch nur noch die Roll- und Fahrgeräusche hören, nur noch selten Verbrennungsmotoren. Entsprechend werden die Abgase zurückgehen. Bleiben wird der Feinstaub. Dann werden wir prüfen, woher der Wind weht, wie sich welche Trassenvariante auf Reckendorf auswirken wird.

Dazu werden wir uns ein Meinungsbild in Gemeinderat und Öffentlichkeit verschaffen und zu gegebener Zeit entsprechend bei den Behörden Stellung beziehen.


RIB : Wann und Wie werden die Reckendorfer und Reckendorferinnen aktiv in die Meinungsfindung eingebunden ?

Im Rahmen der Stellungnahme der Gemeinde werden wir nach Information und Meinungsbildung im Gemeinderat über eine Bürgerversammlung auch die Reckendorferinnen und Reckendorfer einbeziehen. Immer wieder haben Bürger ganz naheliegende, praktische Vorschläge, auf die Bürgermeister und Gemeinderat in einer Art Betriebsblindheit gar nicht kommen. Wir müssen uns die das Wissen und die Erfahrungen, die Kenntnisse unserer Bürger zunutze machen. Es wird unserer Gemeinde gut tun.

Derzeit sind aber Aufregung und Wichtigtuerei völlig fehl am Platz. Im Gegenteil: Unnötiges Aufbauschen, falscher Aktionismus schaden unserem Dorf. Wir sollten Einigkeit suchen, nicht Streit.

RIB : Vielen Dank für das Gespräch!

Gerne.

 

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